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30.09.2017

Bischof Hanke bei Diakonenweihe in Nürnberg: „Dienen kann man nicht ohne Liebe“

Thomas Schrollinger wird von Bischof Gregor Maria Hanke zum Ständigen Diakon für das Bistum Eichstätt geweiht. Während der Weihe kniet der Kandidat vor dem Bischof. pde-Foto: Elke Pilkenroth/ Stadtkirche Nürnberg

Thomas Schrollinger wird von Bischof Gregor Maria Hanke zum Ständigen Diakon für das Bistum Eichstätt geweiht. Während der Weihe kniet der Kandidat vor dem Bischof. pde-Foto: Elke Pilkenroth/ Stadtkirche Nürnberg

In der vollbesetzten Nürnberger Kirche Menschwerdung Christi im Stadtteil Langwasser wurde Pastoralreferent Thomas Schrollinger am Samstag, 30. September, zum Diakon geweiht. „Ein äußeres Zeichen der Diakone ist die schräge Stola über dem Gewand“, so Schrollinger nach der Weihe. „Vielleicht, weil viele schräge Vögel unter den Diakonen sind und da bin ich dann ganz gut aufgehoben.“

Die Weihe erfolgte durch den Eichstätter Diözesanbischof Gregor Maria Hanke OSB. Der Diakon solle „Zeuge der Liebe des Dienens und der Diener der Liebe“ sein, so die Kernaussage der Predigt. „Die Kraft des Dienens geht einher mit der Kraft der Liebe.“ Hanke mahnte zur Vorsicht, dass das Wesen des Dienens nicht mit Dienstleistung und ökonomischer Ausrichtung betrachtet werden dürfe. Dann bestehe die Gefahr der Knechtschaft und Unterdrückung. „Dienen lebt von Liebe, die sich im ‚Du‘ immer neu entzünden kann.“ Dienen könne man nicht ohne Liebe. „Der Diakon steht für den Ruf des Herrn in uns, für die Zusage des Heiligen Geistes.“ Dienen bedeute, dieses Band der Freundschaft weiterzureichen zu den Menschen.

Bischof Hanke feierte zusammen mit vielen Wegbegleitern Schrollingers, mit etlichen Priestern, Diakonen, Pastoral- und Gemeindereferentinnen und –referenten und nicht zuletzt mit der Familie und Freunden des neu geweihten Diakons den Gottesdienst.

Als kritischer und nachdenklicher, gleichzeitig aber authentischer und leidenschaftlicher Theologe ist Thomas Schrollinger bekannt. Seit 22 Jahren steht er im Dienst der Diözese Eichstätt. Der Pastoralreferent ist derzeit als Referent für „Pastorale Planung“ mit der Neuordnung der Pastoralräume und deren Weiterentwicklung betraut. Im September 2016 kam der Schwerpunkt zur Förderung der Pastoralentwicklung und Teambegleitung im Dekanat Nürnberg-Süd hinzu. An diesen Tätigkeiten wird sich erstmal nichts ändern. In Langwasser, wo Schrollinger mit seiner Ehefrau und den drei Söhnen wohnt, wird er in den Pfarreien aber künftig Predigtdienste, Beerdigungen, Taufen und Hochzeiten übernehmen. Der diakonale Dienst sei auf allen Ebenen möglich, so Schrollinger weiter. „Barmherzigkeit und Menschlichkeit müssen eine wesentliche Rolle spielen im Umgang mit Menschen. Denn nicht nur, wenn ich am Altar stehe, übe ich das Amt aus.“

Was hat ihn dazu bewogen, nach so vielen Jahren noch eine zweijährige Vorbereitungszeit mit dem Ziel der Diakonenweihe auf sich zu nehmen? „Für mich ist das ein Schritt hin zu einer engeren Bindung an die Kirche, an die Gemeinschaft der Kirche.“ Für Schrollinger ist eine intensivere Form, in der Kirche zu arbeiten. „Als Diakon hat mein Wirken eine noch höhere Verbindlichkeit.“ Schon seit längerer Zeit habe er mit dem Gedanken gespielt. „Der Diakon ist das soziale Gewissen in der katholischen Kirche. Mir ist es wichtig, den Wert der Menschlichkeit und Barmherzigkeit zum Ausdruck zu bringen“, so der 49-Jährige. „Aufgrund der Verbindung zu meiner Kirche möchte ich da mitwirken, wo sich die katholische Kirche neu aufstellt.“ Und er wolle die Würde aller getauften und gefirmten Christen neu ins Bewusstsein bringen: „Kirche ist da, wo sich Christen gemeinsam treffen. Damit Reich Gottes Wirklichkeit werden kann.“ Taufe verbinde uns alle, ob Bischof, Papst oder Ehrenamtlicher. „Wir können uns keine Hierarchie mehr leisten, die eine Topdown Kirche organisiert.“

Die Nähe zum Menschen steht beim Diakonenamt im Vordergrund. Diakone sollen Nöte aufspüren und sich um Benachteiligte kümmern. „Die Tätigkeitsfelder für Diakone sind in der Großstadt vielfältiger“, so Schrollinger. „In der Großstadt gibt es mehr Brennpunkte, mehr prekäre Verhältnisse. Das ist in der Obdachlosenarbeit so, dazu kommt die Flüchtlingsarbeit und die normale Begleitung in Lebenskrisen.“ Das alles balle sich in der Großstadt.

Diakone kümmern sich unter anderem auch um Kranke, Sterbende, und um Menschen in Lebenskrisen. Aus Sicht Schrollingers, der viele Jahre lang als Krankenhausseelsorger im Klinikum Nürnberg-Süd wirkte, wäre es deshalb konsequent, wenn auch die Krankensalbung von Diakonen gespendet werden könnte.

Seit 2008 ist Thomas Schrollinger Mitglied im Nürnberger Stadtrat. Einen Konflikt zwischen Weiheamt und Ehrenamt sieht er nicht. „Das Mandat werde ich aller Voraussicht nach zu Ende führen bis 2020.“ Kirchenrechtlich spreche nichts dagegen und inhaltlich gestalten möchte er in Kirche und Politik. „Der Diakon ist die Scharnierstelle zwischen Kirche und Gesellschaft.“

Auf eines möchte Thomas Schrollinger noch hinweisen. Er ist begeistert von einem Foto, das Papst Franziskus zeigt, und zwar mit erhobenen Daumen! „Wir müssen uns verabschieden vom erhobenen Zeigefinger. Der Mensch ist geliebt und okay, so wie er ist!“

Quelle: Stadtkirche Nürnberg

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